#18 - Lass doch einfach mal gut sein! ….und Radfahrer treten häufiger im Rudel auf – eine kurze Geschichte zum Thema gegenseitige Rücksichtnahme

Servus, Grüß Gott, Guten Tag, Moin,


beziehungsarchitektonische Grüße aus dem wunderschönen Taunus. Ich sitze hier gerade auf meinem wunderschönen Balkon, genieße, dass es hier nicht so heiß ist und schaue öfter mal auf in Richtung Burg Falkenstein, die abends immer sehr schön beleuchtet ist. Und ich schaue dem schönen schwarzen Wallach auf der anderen Seite der Wiese dabei zu, wie er es sich auf der Wiese gut gehen lässt. 

Ich hab gerade eine Radtour gemacht und drehe daher den Plot mal kurz von unten nach oben und fange aus gegebenem Anlass mit dem zweiten Thema an:

Radfahrer treten gerne im Rudel auf. Wenn ich mit meinem Partner mit dem Rad unterwegs bin, erlebe ich es häufig, dass er, wenn er auf Menschen trifft, durchgelassen wird und diese Menschen dann direkt nach ihm wieder auf die Straße treten. Das ist für mich ziemlich doof, weil ich oft ein Stückchen hinter ihm fahre und dann erneut klingeln oder mich bemerkbar machen muss und die Leute dann wieder verscheuche.
Ich finde das dann immer etwas unglücklich. 

Passenderweise habe ich dazu gerade einen Artikel in der aktuellen Ausgabe des ADAC-Hefts gefunden: Radfahren ist das beste Fortbewegungsmittel. Wenn alle aufeinander Rücksicht nehmen.

Und genau darum geht’s: GEGENSEITIGE Rücksichtnahme.  Das „gegenseitig“ scheint mir in den letzten Jahren ein bissel abhanden gekommen zu sein. Ich erlebe es häufig, dass Menschen sich durchdrängeln, quetschen, motzen, andere behindern, nur um irgendwo weiter vorne sein zu können. Das kann in der ein oder anderen Situation bestimmt durchaus hilfreich sein. Wenn es z.B. nur noch eine Banane am Stand gibt und du musst diese Banane unbedingt zum Überleben haben, dann los. Kämpfe mit allem, was du hast und kannst.

Aber geht es bei uns tatsächlich darum? Also ich bin immer noch in der glücklichen Lage eigentlich von allem immer irgendwie zu viel zu haben. Ich fand das ja in der Klopapier-Krise ganz spannend. Man mag mich jetzt für naiv halten, aber ich hätte nie gedacht, dass es wirklich mal soweit kommt, dass ich mir Klopapier ausborgen muss, weil ich keins mehr kaufen konnte.

Aber ich hab’s erlebt und es ist vorbei. Und ich habe, gemeinsam mit anderen Menschen, diese Situationen analysiert. Wir sind zu dem Schluss gekommen, dass die Menschen, die Dinge anhorten dies aus Angst tun. Corona kann einem Angst machen. Das kann ich durchaus nachvollziehen.

Wenn du Angst hast, schaltet dein System sozusagen in eine Art „Notfallmodus“. Du reagierst, um es mit Daniel Kahneman auszudrücken, mit dem System 1. Du tust irrationale Dinge. Irgendwann, wenn dein System 2 dann aus seinem Trägkeitsschlaf erwacht, denkst du darüber nach, was du da gemacht hast und dir wird in den meisten Fällen klar, dass das unnötig war.

Ein Beispiel dazu hab ich vor nicht allzu langer Zeit selbst erlebt. Ich habe mich mit dem Fahrrad an eine Gruppe Mädels heran geschlichen und wollte ganz entspannt um die drei herum fahren während sie hätten weiter laufen können. Tja, dachte ich zumindest. Bis eine sich halb herum drehte, mich kommen sah „Achtung Radfahrer“ brüllte und zwei nach links und eine nach rechts auswich und alle drei panisch aufkreischten. Mein „Schleichweg“ war natürlich versperrt, ich musste bremsen, warten bis sie sich wieder geordnet hatten und konnte dann meine Fahrt wieder aufnehmen. Sie fluchten. Ich fluchte. Innerlich. Ich hab nix gesagt, weil ich solche Situationen schon zu genüge kenne.

Keinem war wirklich geholfen.

Ich bin selbst auch schon mal in Situationen, wo ich die Momente anders einschätze als die anderen Beteiligten. Um mich herum rauschen auch schon mal Autos, Radfahrer oder Motorradfahrer, bei denen ich auch denke „Das hätte jetzt auch schief gehen können“. Geht es Gott sei Dank in den meisten Fällen nicht, weil oft mindestens einer der Beteiligten so viel Erfahrung hat mit dem, was er da tut, dass ein Unfall verhindert werden kann.
Aber wenn dann ein Unfall passiert, ist das Geschrei oft groß. Es geht um Schuld. Leider hab ich auch schon Fälle erlebt, wo dann jemand vor Gericht die Schuld für einen Unfall zugesprochen bekam, obwohl er oder in dem Falle sie nichts dafür konnte. Tja, das passiert leider manchmal.

Ich warte noch auf ein T-Shirt, was ich vor ein paar Wochen im Internet bestellt habe, auf dem steht: „Wenn du etwas in der Welt sein kannst, sei nett!“ Mal sehen, ob ich damit ein bisschen missionieren kann.
Ich halte mich selbst für einen überwiegend netten Menschen. In der Regel werde ich erst dann zum Arschloch, wenn ich das Gefühl habe mich verteidigen zu müssen.

In den Gesprächen, die ich so mit den Menschen führe, versuche ich oft zu analysieren, warum sich jemand in bestimmten Situationen wie verhalten hat. In der Regel findet man relativ schnell Gründe. Was mir immer besonders gut gefällt ist, wenn für mich der Grund des Verhaltens schon klar auf der Hand liegt, ich ihn ausspreche und mein Gegenüber total erstaunt ist. „Ach, meinst du wirklich, das könnte der Grund sein?“ Ja! Und in 90% der Fälle hab ich Recht. Aber darum geht es mir gar nicht. 

Ich habe selbst in meinem Leben die Erfahrung gemacht, wie erholsam es sein, wenn einem jemand den Grund für ein Verhalten erklärt. Mir hilft das total. Und ich erlebe es in meinen Gesprächen auch immer wieder.
Nichtsdestotrotz ändert das in der Regel aber nichts an dem Verhalten des anderen. 

Ich verstehe teilweise im Moment ja auch, warum sich manche Menschen rüpelhafter, rücksichtsloser und arschlöchiger verhalten, kann aber trotzdem teilweise nur rudimentär was dran ändern.
ABER: ich kann etwas daran ändern, wie ich damit umgehe. 

Wie das konkret aussieht, muss man sich im Einzelfall anschauen, ABER: man kann immer etwas tun. Und ich finde es echt schade, dass ich immer wieder erlebe, dass Menschen Erwartungshaltungen an andere haben und darüber motzen, dass „DER ANDERE“ sich ja nicht verändert. Warum sollte er denn? 

Es gibt zwei Gründe, warum Menschen sich verändern: große Ziele oder großer Schmerz. Und der zweite Grund trifft durchaus häufiger ein, meiner Erfahrung nach.

Wenn du also möchtest, dass dein Gegenüber ein Verhalten verändert, erzeuge bei ihm einen Schmerz. Klingt jetzt brutal, ist in der Praxis aber manchmal total einfach.

Es gibt Leute, die sind Meister darin. Ich muss es jetzt wieder mal in den Raum werfen: Narzissten. Ich weiß, dass Wort wird gerade inflationär gebraucht und ich kann es fast selbst nicht mehr hören. Aber es gibt sie. Überall. Immer mehr. Und ich freue mich sehr darüber, dass mir die Fähigkeit und das Handwerkszeug dazu gegeben wurde, welche zu erkennen. Es gibt und gab welche in meinem Leben. Und ich versuche im Moment so weit es geht Abstand zu Narzissten zu halten, weil ich den Umgang noch nicht ganz gelernt habe. Ich hoffe da auf meine aktuelle Lektüre: „Gestatten, ich bin ein Arschloch!“ von Dr. Pablo Hagemeyer.

Im Moment hab ich es eher mit dem Gegenteil zu tun: Menschen, die zu nett sind. Nett sein ist ja prima. Ich mag nette Menschen auch, aber mit nett sein alleine kommt man manchmal nicht dahin, wo man hin will.
Manchmal braucht’s das halt auch, dass man mal dem anderen weh tut. Man kann das lernen. Ich kann’s dir beibringen.

Und auch das gut sein lassen. Der Wallach hier neben auf der Wiese lässt es auch immer noch gut sein. 
Ich habe einige Zeit in meinem Leben mit Therapie und Coaching verbracht. Es war eine harte, aber großartige Zeit. Und auch jetzt hole ich mir hier und da selbst mal ein Coaching in unterschiedlicher Form. Denn meine eigenen blinden Flecken sehe ich halt nicht. Die sehen nur andere.

Nur hab ich da ein paar Themen, die ich, glaube ich, mittlerweile bis zum Erbrechen durchgearbeitet und analysiert habe und mit verschiedenen Methoden bearbeitet. Es ändert sich aber nichts. Und ich bin bei diesen Themen auch an einen Punkt gekommen, an dem ich es gut sein lassen will.

Und das ist gut so! 

Nichtsdestotrotz lass ich mich immer noch gerne aus meiner Komfortzone herausholen. Und ich freue ich, wenn ich andere aus ihrer Komfortzone heraus holen kann. Erstmal isses da ungewohnt und neu, ich weiß, aber danach stellen die meisten fest: es hat sich gelohnt.

Wenn du also mit mir auch mal wieder was gut sein lassen möchtest oder jemanden brauchst, der dich aus deiner Komfortzone holt, dann ruf mich an: 01608556136.

Beziehungsarchitektonische Grüße,

Deine Änni